Über die Hüstener Kirmes Die Stadt Arnsberg mit ihren 12 Stadtteilen blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Seit 1060 war sie Sitz der Arnsberger Grafen, dann Hauptstadt des kurkölnischen Sauerlandes, später preußischer Regierungssitz und heute Sitz der Bezirksregierung. Alle diese Epochen haben die Stadt geprägt. Seit wohl 1238 besitzt Arnsberg Stadtrechte. Nicht alle geschichtlichen Stationen können hier erwähnt werden. Verschiedene Adelsgeschlechter hinterließen ihre Spuren in der Stadt.
Wie der Adel so spielte auch das kirchliche Leben neben den Kirchen in allen Stadtteilen auch die drei Prämonstratenser-Klöster eine wichtige Rolle.

Wie eine Urkunde aus dem Jahre 802 erwähnt erscheint St. Petri Hüsten später als eine der 12 Stammpfarreien des Sauerlandes. An diese Bedeutung als Kirchort erinnert heute noch die 1100 Jahre alte Hüstener Kirmes, ein Großereignis, das jedes Jahr im September hunderttausende Besucher anzieht. Hüsten ist der Stadtteil, der mitten in der Stadt Arnsberg liegt, und mehr als 1200 Jahre alt ist.

Die Bewohner der Stadt Arnsberg feiern auch gerne, denn wer feste arbeitet soll auch Feste feiern dürfen. Sie werden im Stadtgebiet auf ihre spezielle Weise begangen. Neben den größeren Festen zieht sich eine Reihe von kleineren typisch sauerländischen Brauchtumsveranstaltungen durch das Jahr.
Das herausragende Ereignis im Herbst eines jeden Jahres ist die ca. 1.100 Jahre alte Hüstener Kirmes. Im September steht Hüsten ganz im Zeichen dieser Kirmesveranstaltung. Riggenweide und Ruhrwiesen verwandeln sich zu einer glitzernd schillernden Traumwelt, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann zieht. Auf dem über 70.000 qm großen Kirmesplatz findet jeder die Abwechslung, die er sucht: Einen geselligen Tag mit Freunden, Spannung an den Losbuden, das Kribbeln im Bauch bei den Fahrgeschäften oder Musik und Tanz im Festzeit.

Das bunte Rahmenprogramm besticht gleich mit mehreren Attraktionen: Neben dem musikalischen Höhepunkten im Festzeit und dem bekannten sonntäglichen Jazz-Frühschoppen begeistert die große Tierschau rund um die St. Petri-Kirche die Besucher. Weitere Attraktionen: Der Krammarkt mit über 150 Ständen am Montagmorgen und das Brillanthöhenfeuerwerk über dem Kirmesplatz am Dienstagabend bilden einen krönenden Abschluss.

Kürzlich flatterte uns ein Bericht aus dem Jahre 1921 auf den Tisch, der sich mit der geschichtlichen Entwicklung der Kirmesveranstaltungen beschäftigt, den wir auszugsweise wiedergeben. Danach bleibt zu erwähnen, dass der landwirtschaftliche Lokalverein der Rechtsvorgänger der Hüstener Kirmesgesellschaft e.V. war.

„Der landwirtschaftliche Lokalverein Hüsten wurde im Jahre 1876 gegründet. Veranlassung hierzu gab das rücksichtslose Benehmen der Neheimer Mitglieder des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Arnsberg in der Versammlung in Hüsten am 9. Juni 1876, die verlangten, dass das Kreistierschaufest alljährlich in Neheim gefeiert werden sollte. Um diesen Antrag zur Annahme zu bringen, hatten sich „55 Neheimer Eingesessene“ vor der Versammlung in den Verein aufnehmen lassen. Die Aufnahme war statutenwidrig durch den Präsidenten des Kreisvereins, Freiherr von Lilien aus Echthausen, erfolgt. Ein Protest gegen diese Aufnahme blieb erfolglos und es wurde infolgedessen das Fest für Neheim beschlossen. Da in der Besprechung auch noch triviale Bemerkungen über bisherige Mitglieder gemacht wurden und seitens der Neheimer Mitglieder die Äußerung fiel: „Wir brauchen keine Bauern in unserem Vereine“, erklärte ein großer Teil der bisherigen Mitglieder, an deren Spitze der Freiherr von Wrede-Melschede, seinen Austritt aus dem Kreisverein und gründete am selben Tage in Hüsten den Landwirtschaftlichen Lokalverein Hüsten. Bereits im Gründungsjahr, am 18. September, wurde das erste Tierschaufest am Tage der Hüstener Kirmes gefeiert. Die Hüstener Kirmes, verbunden mit Kram- und Viehmarkt, bestand schon seit langen Jahren und es wurde stets das Tierschaufest des Landwirtschaftlichen Kreisvereines an diesem Tage in Hüsten gefeiert.

Die Hüstener Kirmes fand ursprünglich in alter Zeit in den Straßen Hüstens statt. Die Schaubuden und Karussells waren auf dem Marktplatz und die Krambuden an der Rönkhauser Str. aufgestellt. Der Rindvieh- und Schweinemarkt wurde in den Nebenstraßen abgehalten. In späteren Jahren wurde das Aufstellen der Buden auf den Straßen als verkehrshemmend verboten und der Kram- und Viehmarkt auf Antrag der Gemeinde Hüsten von Montag auf Mittwoch nach Lambertus verlegt. Da der Landwirtschaftliche Lokalverein sein Fest jedoch nicht auf diesen Tag verlegen konnte, ging der Viehmarkt wegen Mangel an Beteiligung ein. Die Kirmes wurde aber weiter mit dem Fest abgehalten trotz aller Schwierigkeiten, die dem Verein gemacht wurden. Der Aufbau der Buden wurde auf die Riggenweide verlegt, wo die Kirmes bis zur Jetztzeit noch abgehalten wird. Der 1. Vorsitzende, der sich Vereinsdirektor nannte, war der Gutsbesitzer Schulte-Uentrop, der nach 3-jährigem Bestehen des Lokalvereins zurücktrat. An seine Stelle wurde der Baron und spätere Graf Engelbert von Fürstenberg zum Vereinsdirektor gewählt. Unter dessen 40-jähriger Leitung gelangte der Verein zu großer Blüte und es stieg die Mitgliederzahl aus allen Teilen des Landkreises Arnsberg auf über 400. Sämtliche Zweige der Landwirtschaft wurden in dem selben gefördert. Mit der Tierschau war alljährlich eine allgemeine Verlosung von Vieh und landwirtschaftlichen Geräten verbunden.“

Bis zum Jahre 1934 war der weit über Hüsten und Arnsberg hinaus bekannte Landwirtschaftliche Verein Träger der Hüstener Kirmes.

Durch den persönlichen Einsatz einiger Hüstener wurde am 27. Februar 1935 die Hüstener Kirmesgesellschaft gegründet. 9 Hüstener Bürger fassten diesen Beschluss. Federführend war der Gemeindeschulze Heinrich Beckschäfer. Als Gemeindeschulze wurde im 3. Reich der Ortsvorsteher bezeichnet. Am 22. Juli 1935 fand die erste ordentliche Generalversammlung statt, in der das entworfene Statut angenommen wurde und vom Notar Robert Deimel beglaubigt dem Amtsgericht Neheim-Hüsten zur Eintragung vorgelegt wurde. Vorsitzender des Festausschusses war damals Heinrich Jüngst. 40 Mitglieder wurden aufgenommen. Der Jahresbeitrag betrug 2 RM. Von 1939 bis 1946 ruhten alle Arbeiten des Vereins. Die erste Nachkriegsveranstaltung fand im Jahre 1947 statt. 1950 wurde die Kirmes erstmals von 3 auf 4 Tage ausgedehnt. 1953 fand die erste Großtierschau nach dem 2. Weltkriege statt.

1937 mussten die Hüstener auf das Volksfest verzichten. Damals grassierte die Volksseuche Typhus wie auch 1938, als das Fest erst Ende Oktober gefeiert werden konnte.

Im Jahre 1950 entwickelte sich dann schon wieder reges Leben. Aus reiner Heimatliebe fühlte man sich verpflichtet, das Werk der Väter fortzusetzen und zu erhalten. Von allen Vorstandsmitgliedern hing es ab, ob das Fest, das sich schon 1000 und mehr Jahre von Generation zu Generation fortpflanzt, als Erbe aus grauer Vorzeit erhalten bleibt. Ein guter und erfolgreicher Verlauf des Festes 1950 wird auch attestiert. Heinrich Beckschäfer hat dieses Fest mit seinen Mitstreitern zielsicher und konsequent geplant und durchgeführt. Er sei die Seele und das Schwungrad dieser großen heimatlichen Veranstaltung, so heißt es. Die Familie Beckschäfer setzt sich heute in der vierten Generation für die Kirmesveranstaltungen ein. Von der Kirmes 1950 – also vor 55 Jahren – kann man in einer Tageszeitung nachlesen, dass besondere Sensationen zu erkennen waren. Hier heißt es: Herr Bernhard Vogel berichtet über die Eindrücke und Erfahrungen des vorjährigen Herbstfestes, das einen zufriedenstellenden Verlauf genommen hat. Die Transformatorenfrage hat große Sorgen bereitet und auch zurzeit kann dieses Problem nicht endgültig gelöst werden, da die Mittel dafür nicht vorhanden sind. Es wurde von ihm allen verdienten Festausschussmitgliedern gedankt. Diese Mitglieder haben alle Vor- und Hauptarbeiten für die Kirmes in selbstloser, opferbereiter und gewissenhaftester Hingabe erledigt und sie haben schwierige Aufgaben geleistet und alles nur aus reiner Heimatliebe, um das Werk der Väter zu erhalten. Rd. 1000 Jahre schon pflanzt es sich fort von Generation zu Generation und wird als teures Erbe aus grauer Vorzeit gewahrt und gepflegt. Herrn Heinrich Beckschäfer, der die Veranstaltung zielsicher und konsequent geplant hat und dem Fest einen guten und erfolgreichen Verlauf beschieden hat, geziemt besonderer Dank. Er ist die Seele und das Schwungrad dieser großen heimatlichen Veranstaltung.

Fast so alt wie der Ort Hüsten ist nun auch schon die Hüstener Kirmes, die sich wohl ursprünglich aus dem Kirchweihfest entwickelt hat. Die Herbstkirmes ist wohl inzwischen das größte Volksfest des Sauerlandes.

1985 wurde die Kirmes wegen des Baues der Nordtangente von der alten Riggenweide auf die andere Straßenseite verlegt.

Auch das Wahrzeichen des Vereins, der Hahn, früher noch schwarz, entwickelte sich zum prächtigen rebhuhnfarbigen Hahn mit wunderschönem Federkleid. Aber nicht nur der Hahn, auch die verantwortlichen Vorstände müssen sich permanent weiterentwickeln, um den Anforderungen der mehr als 300.000 Besucher gerecht zu werden.
Kommen auch Sie nach Hüsten zur Kirmes! – Hüsten, mitten in Arnsberg …

Recherchiert von Albert Hoffmann